Willkommen bei Radio Localwurst
Es war ein grauer, sprühregnerischer und schwülwarmer Tag, als ich mich missgelaunt in mein silbergraues Geschoss AKA Auto schwang, um im total überhitzt^H^H^H angenehm klimatisierten Puf^H^H^H Büro meiner täglichen administrativen Prostitut^H^H^H Arbeit nachzugehen.
Mein Auto ist 16 Jahre alt, und es hat das originale Radio; ich bin zu faul und zu geizig, ein anderes zu kaufen und einzubauen, und immerhin hat die Karre erstaunlich gute Boxen und das Radio ein Kassettendeck; in selbigen steckte eine Adapterkassette, an der Adapterkassette hing der iPod. Und dudelte. Jedoch leider nur mono.
Das wiederum war darauf zurückzuführen, dass die Kassette bei jedem Gulli-Deckel irgendwie so halb den Kontakt zum Tonabnehmer verlor; ich konnte in das Kassettendeck hineingrabschen, sie einen Millimeter nach vorne bewegen, und schon hatte ich wieder Stereo – aber mal ganz davon ab, dass es mir dann jedesmal fast das Trommelfell zerfetzte (über 20km Mono-Gesang hatte ich natürlich kontinuierlich lauter gedreht) – es war auch lästig. Und an diesem Morgen fiel dieses hochdiffizile Setup dann komplett aus. Während ich also in weitem Bogen auf die Autobahn auffuhr, stocherte ich einmal mehr mit dem Zeigefinger im Kassettendeck herum in der Hoffnung auf besseren Klang, doch dreierlei wurde mir dabei bewusst:
- Das Leben ist scheiße, und Adapterkassetten sind auch scheiße.
- Das Ding ist kaputt, und mein Herumpfriemeln nutzt nix.
- Ich krieg’ den Finger nicht mehr aus dem Kassettendeck.
Glücklicherweise fahre ich ja Automatik, daher war das größte Problem meine leicht asymmetrische Sitzhaltung, bis ich dem LKW ausgewichen und den halbkaputten Finger wieder da raus hatte; an der Sache als solcher hatte sich jedoch nichts geändert, so dass ich vor Wut auf dem Radio herumklopfte. Mit dem Effekt, dass der Hebelmechanismus zum Auswurf der Kassette kaputt ging. Die kommenden Tage musste ich unterwegs selbst singen, da das Auto zwar eine Antenne besitzt, diese jedoch, da abgebrochen, funktionslos und ausschließlich zu Dekorationszwecken in ihrem Schacht steckt. Ein helfende Hand überließ mir leihweise einen iTrip. Diesen schrottete ich bei einer Vollbremsung, bei der sowohl iPod als auch iTrip durchs gesamte Auto sausten und unsanft landeten; das Gehäuse des iTrip platzte, die Antenne riss ab, der Klinkenstecker brach heraus, die Kontakte des Klinkensteckers rissen ab und der iPod hatte plötzlich kein Menü mehr.
Zu Hause angekommen, ließ ich den iPod erst einmal einige Tage liegen – bis der Akku leer war und das Ding sich restlos abschaltete. Dem iTrip hingegen rückte ich mit Pinzette, Käbelchen, Schraubstock und Lötkolben auf die Pelle. Das Teil streamt nun über weite Bereiche im Haus, und ich denke, die benachbarten Autos an roten Ampeln dürften, entsprechende Frequenz vorausgesetzt, gleichermaßen in den Genuss von Pink Floyds „Delicate sound of thunder“ wie von „Avenue-Q“ kommen. Der Empfang ist teilweise hakelig, was aber daran liegt, dass sich das Teil auf die Frequenz 93,8 festgefressen hat und sich einfach nicht da wegprogrammieren lassen will; dies führt zu dem nervigen Effekt, dass man nicht nur das eigene Handy im Radio hört, sondern auch die Automatik, den Scheibenwischer, die Blinker und das Fernlicht (!).
Ein neues Radio würde jedoch den Wert des Wagens übersteigen.
Hintergrundbild: 795x 600px, Bild genauer anschauen – © Marianne Spiller – Alle Rechte vorbehalten