Werbung!
Es gibt angeblich sogar eine gleichnamige Fernsehsendung – welch gelungener Gag. Die hab ich jedoch nie gesehen, ich spreche hier von echter Werbung (zwei Worte, die nicht im selben Satz verwendet werden sollten).
Während ich mir mit Hingabe die Lunge mit Abbeizer verätze – nicht, weil ich ihn trinke, sondern lediglich gezwungenermaßen einatme – lasse ich den Fernseher laufen, denn geistlose Arbeit braucht geistlose Unterhaltung.
Die Sendungen, die da so liefen, habe ich schon wieder vergessen; sie werden von derart vielen und langen Werbeblöcken unterbrochen, dass die Sendung als solche und deren Handlung völlig in den Hintergrund treten. Und ich habe festgestellt, dass mir ohnehin das geistige Potential zum Verstehen dieser Kurzfilme fehlt:
Da wird für eine Süßigkeit geworben, die, meine Hüften danken es nicht, tatsächlich einen gewissen Suchtfaktor hat; lieblos an den schon seit Monaten laufenden Werbespot wurde der Hinweis geklebt, der Artikel sei „frisch aus dem Kühlschrank – ideal für den Sommer!“. Ha ha. Während ich das höre schaue ich stumpfsinnig dabei zu, wie mein Pool aufgrund eines neuerlichen Regengusses überläuft; ich werde den Skimmer nachher mal aus der Wiese fischen müssen.
Ich hole mir eine Flasche Wasser, mache eine kurze Pause, während unter Einwirkung der Abbeiz-Lauge mein Türrahmen verdampft. Ein unangenehm hässlicher Mann und, in Folge, eine unattraktive Frau stehen vor dem selben Problem: sie holen trockene, ungewaschene, aber faszinierenderweise akkurat gebügelte Wäsche aus der Waschmaschine und ärgern sich darüber, dass sie nicht sauber ist. Vor derartigen Problemen stehe ich nie! Was mache ich bloß falsch? Aber ich bin wahrscheinlich zu eingleisig, langweilig, zu simpel gestrickt: entweder schalte ich die Maschine an, oder ich rege mich nicht auf.
Im Anschluss daran tollt ein offenkundig leichtbekleidetes, doch schwer verliebtes Pärchen über eine bunte Wiese; noch vor einer Stunde wurde an anderer Stelle auf die diesjährige Zeckenplage hingewiesen, was diese beiden aber völlig kalt lässt. Doch während die Erotik mir von der Mattscheibe entgegenknistert wird die schockierende Wahrheit nur allzu deutlich: beide leiden an einem Fruchtprickler! Ich kann mir bis jetzt nicht so wirklich etwas darunter vorstellen – vielleicht will ich das auch gar nicht. Es klingt schwer nach ansteckend und irgendwie auch nach Geschlechtskrankheit – vielleicht durch Einführen von Früchten in…
… ich schalte lieber um. Da tanzt mir die hässlichste Zeichentrick-Figur entgegen, die ich je gesehen habe. Zu allem Überfluss hat sie auch noch einen menschlichen Kopf, was vollends bescheuert ausschaut, im Hintergrund ein französisches Liedchen, das mit dem Produkt nichts zu tun hat – was aber nichts macht, da das Produkt ebenfalls nicht französisch ist, der Produktname hingegen spanisch. Was soll das?!
Ich muss es einsehen – ich bin dumm, ich verstehe das alles nicht. Vielleicht „entspricht mein geistiges Alter einfach 107 Jahren“ – oder aber zweieinhalb, denn ich habe noch nicht rausbekommen können, welche Tendenz in diesem Zusammenhang die bessere ist, und auch der dümmliche Gesichtsausdruck der prominenten Werbeträger half bislang nicht dabei.
Ich denke, ich sollte mir vielleicht mal ein Buch schnappen. Oder ein Kreuzworträtsel. Auch wenn die „Figur von Wilhelm Busch“ mit fünf Buchstaben nicht MURAT
ist – obwohl es super reinpasst. Irgendwo hab ich da einen Fehler drin. Vielleicht finde ich ihn.