Tour mit Pennern Pannen
Gestern Abend fanden sich einmal mehr vier Leute aus sieben Himmelsrichtungen zusammen, um gemeinsam fotografieren zu gehen. Der Start der Sache war schon insofern verheißungsvoll, als dass alle pünktlich waren, keiner musste blitzartig tanken, sich noch mit Essen versorgen oder zum Geldautomaten…
Wenig später saßen wir dann alle vier in einem 24 Jahre alten Gefährt unbekannten Herstellers, das (analog zum Turbo-Knopf am 386er) das Gaspedal mit einer ECON
bzw., in Abhängigkeit von der Beschleunigung, einer PWER
-Anzeige verbunden hat, dessen Scheiben permanent von innen anlaufen, der irgendwie tiefer gelegt wirkt, ohne es wirklich zu sein, dessen Hupe klemmt und bei dem ständig die Gefahr im Raum schwebt, der nächste Start könne der letzte sein; erschwerend hinzu kommt der leicht halsbrecherische Stil des Fahrers („Ich weiß auch nicht, je älter ich werde, desto beschissener fahre ich…“) und der Umstand, dass man sich als panischer Beifahrer nicht vernünftig am Türgriff festkrallen kann – soviel dazu.
Nach einer Weile gerieten wir erst einmal in einen Stau; das war schon nervig genug, einfach nur weil es Zeit kostete. Dann stellte sich heraus, dass die GPS-Koordinaten irgendwie Mist waren und mindestens 300m daneben lagen; ohne großartig Licht und Lärm stapften wir über den Waldweg, der Nebel weiß und weich und alle Geräusche seltsam gedämpft, Wassertropfen an den Zweigen der Bäume. Einmal den richtigen Weg eingeschlagen, hatten wir das Ziel jedoch schnell erreicht.
Nach einer ersten Besichtigung der Örtlichkeit begann der Aufbau der Maschinerie: Stative, Objektive, Teelichter. Wir waren eine ganze Weile beschäftigt und versuchten uns, während die Kerzen sich auf konstantes Licht einbrannten, an Blitzlichtaufnahmen. Der Dritte zwitscherte – irgendwie imitierte er dauernd Vogelstimmen (durchaus lebensecht!).
Was dann genau passierte, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, ich habe es nur bruchstückhaft aufgeschnappt: etwas stimmte mit des Ersten Objektiv nicht bzw. mit der Synchronisierung zwischen Blitz und Kamera. Er erging sich dann erst einmal in der Inbetriebnahme der schönen großen Petroleumlampe, die inzwischen über einen neuen Glühstrumpf verfügt. Der erste Start führte zu einer qualmenden Lampe, der zweite zu einer qualmenden Lampe und Gestank, der dritte zu noch mehr Gestank und aus der Lampe herausschlagenden Flammen – die Laune war schlecht.
Der Scheinwerfer war jedoch auch nur bedingt aufgeladen, jedenfalls hat ihn im Endeffekt keiner so recht genutzt; die Teelichter brannten inzwischen sehr gleichmäßig, so dass wir erste Fotos machen konnten. Der nächste Zwischenfall bestand darin, dass der Zweite in ein Loch im Boden stürzte – zum Glück tat er sich weiter nichts, aber der Schreck saß uns allen in den Knochen.
Während ich dann die Teelichter-Treppe von oben fotografieren wollte verschwand er; man hörte ihn ächzen, stöhnen und Selbstgespräche führen, die Bodenplatten machten Krach – zeitweise klang es, als wären fünf von seiner Sorte unterwegs. Er kroch so ziemlich in alles hinein, wo er irgendwie hinein passte, während der Erste zum wiederholten Male die Lampe zündete und plötzlich („Ich brauch’ Hilfe, ich mein das ernst!“) hektische Betriebsamkeit einsetzte – bis ich die Treppe unten war, hatten die anderen alle Taschen, Jacken und Kameras aus dem Raum mit der Lampe raus geschleppt und die Tür verrammelt („Geh von der Tür weg, ich hab keine Ahnung was mit dem Ding noch alles passiert…“).
Nun fing ich an zu motzen („Kannst du nicht die Finger von der Lampe lassen wenn sie doch kaputt ist?!“), der Zweite wollte vermitteln („Soll ich dir irgendwas helfen?“) und wurde vom Ersten einen Kopf kürzer gemacht („Geh da weg, da will ich jetzt hin, und lass mich, ich mach das alles selber!“); mit dem Dritten begab ich mich erneut auf Rundreise, doch der Erste hatte hatte genug („Wie lang wollt’n ihr noch machen??“).
Die Runde löste sich auf; alle waren fröhlich, bis auf den Ersten, der die Sachlage als Weltuntergang beurteilte. Lustigerweise trafen wir unerwartet noch einmal aufeinander, da war er dann schon wieder besser gelaunt… Es ist Mist, wenn man nicht zu den Bildern kommt, die man sich vorgenommen hat; das hab’ ich in Noisy erfahren und auch an dem Wochenende, als mir auf Tour das Stativ kaputtging. Aber zu ändern ist es in der Regel ja doch nicht an Ort und Stelle.
Jedenfalls: ich freu’ mich schon aufs nächste Mal!
Hintergrundbild: 400x 530px, Bild genauer anschauen – © Marianne Spiller – Alle Rechte vorbehalten