Thema Foto-Backup
Ich lese selbst gerne Artikel, in denen Leute beschreiben: „So und so mache ich $DINGE, und das bewährt sich für mich ganz wunderbar.“ Gerade dann, wenn es sich für diese Menschen eben schon länger bewährt. Genauso hilfreich sind natürlich jene Artikel, aus denen hervorgeht: „So habe ich es gemacht, und es hat sich überhaupt nicht bewährt“ – auch daraus lernt man im Idealfall ziemlich viel. Halten wir also fest: aufschreiben hilft.
- Ein paar Worte vorweg
- Schritt 1: Ordnung halten
- Schritt 2: Ausfallsicherheit
- Schritt 3: zwei externe Kopien, lokal
- Schritt 4: externe Kopie, remote
- Jedes Bild x5 – und die Kosten
- Fazit
Und deshalb erzähle ich euch heute mal, wie mein Foto-Backup derzeit organisiert ist. Denn wer weiß – vielleicht hilft es jemandem von euch? Und: in dem Fall wäre ein bisschen Feedback ganz zauberhaft! 🙃
Ein paar Worte vorweg
Ich bin überhaupt kein „Daten-Messie“, und ich denke, das hilft mir in vielen Belangen – nicht zuletzt in Sachen Backup. Ich habe mir zum Beispiel komplett den Gedanken abgewöhnt, dass „dieses Bild zwar nicht ganz optimal ist, aber ich kann bestimmt irgendwann mal noch was draus machen“. Erfahrungsgemäß kommt es dazu nämlich nie; ein neuer Tag bringt neue Bilder. Während die zu verwaltende Datenmenge stumpf anwächst. Isso.
Und das ist anstrengend: zum einen für mich, denn ich muss Datenträger kaufen und verwalten und Laufzeiten im Auge behalten und das ganze Setup mit wachsender Datenmenge gegebenenfalls anpassen oder überarbeiten. Die Größe der jeweiligen Backups wächst mit der Datenmenge. Die benötigte Zeit für die Backups steigt ebenfalls – und steigen werden logischerweise auch deren Kosten.
Wenn ich da keine Ordnung halte, stelle ich mir das aber zum anderen auch für meine Hinterbliebenen anstrengend vor – irgendwann, in hoffentlich sehr ferner Zukunft. Trotzdem. Ihnen möchte ihnen eine konsistente Fotosammlung mit echten Schätzchen hinterlassen, keinen unsortierten Müllhaufen voller Duplikate und „da hat Mama weder Zeit noch Lust gehabt“.
Na, und eigentlich möchte auch ich lieber mit dem Best-Of arbeiten. Und mich auf dem Weg dahin nicht mit der digitalen Machete durch verwackelte Experimente und Fehlbelichtungen1 schlagen müssen.
Schritt 1: Ordnung halten
Im recht rigorosen Umgang mit meinem Bildmaterial heißt das konkret:
- Ich fotografiere über weite Teile hinweg so, wie ich zu Zeiten analog fotografiert habe: mache mir also vorher schon Gedanken um Motiv, Bildausschnitt, Belichtung etc. Das kann dazu führen, dass ich eine Weile vor mich hinstarre und dann weiterziehe, ohne auch nur ein Bild gemacht zu haben – was Begleitpersonen oft zu verstören scheint 😎
- Ich sichte die neuen Bilder noch auf der SD-Karte (allerdings am großen Bildschirm) und lösche, was nicht taugt; nur der Rest wird überhaupt übertragen.
- Manchmal mache ich mehrere Bilder vom gleichen Motiv, um später zu entscheiden, welches das beste ist; diese Entscheidung treffe ich dann aber auch wirklich – ich behalte das beste und verwerfe den Rest.
- Das gilt auch und vor allem für Belichtungsreihen!
An dem daraus resultierenden „Best-Of“ wiederum hänge ich mit meiner ganzen Seele. Schon der Gedanke daran, dass meinen Bildern was passieren könnte, tut sozusagen körperlich weh. Und deshalb versuche ich, den potentiellen vollständigen Datenverlust abzuwenden.
Schritt 2: Ausfallsicherheit
Jegliches Bildmaterial liegt auf einem Synology-NAS mit dem, wie ich finde, überaus passenden Hostnamen tetris
– 2x 4TB NAS-taugliche Platten, die Dauerbetrieb verkraften und nicht nach einem halben Jahr röcheln. Diese beiden Platten bilden ein RAID, so dass effektiv auch nur knappe 4TB auf dem Netzlaufwerk nutzbar sind. Die Idee dahinter: fällt eine Platte aus, kann ich sie hoffentlich rechtzeitig ersetzen – und erleide keinen Datenverlust.
Um die Syno einigermaßen zu schützen, hängt sie an einer USV. Die Idee dahinter: Datenverlust durch plötzlichen Stromausfall, Spontan-Crash und daraus resultierende Probleme möglichst vermeiden. Die USV behauptet derweil von sich, auch Überspannung abzufangen: somit ist das Netzlaufwerk, zumindest theoretisch, auch leidlich vor einem Blitzschlag gesichert – ob das funktioniert, musste ich noch nie ausprobieren 😇
Zudem achte ich auf die Laufzeiten der Platten in der Syno. Die tausche ich regelmäßig aus – S.M.A.R.T.
kann hier unterstützend wirken.
→ An dieser Stelle sind die Daten also 2x vorhanden.
Schritt 3: zwei externe Kopien, lokal
Nun kann ich es ja gar nicht oft genug wiederholen: Schwellwert ist kein Wort – und RAID ist kein Backup. Aber ihr hört ja nur in sehr unzureichendem Maße auf mich 🤨
Deshalb nochmal alle im Chor: EIN RAID IST KEIN BACKUP!!!1einself
Und eben weil das so ist, liegt griffbereit neben dem RAID eine 2,5”-Platte (die allerdings nicht für den Dauerbetrieb ausgelegt ist). Die schließe ich bei Bedarf – mindestens einmal pro Woche – per USB an tetris
an und synce jegliche Änderungen darauf.
Da ich dieser Platte jedoch nicht weiter traue, als ich sie werfen kann, kommt zusätzlich NOTKOPIE
ins Spiel. Dabei handelt es sich um eine weitere NAS-taugliche Platte – üblicherweise eine der noch lauffähigen, aber „zu alten“ Syno-Platten – die ich mindestens einmal pro Monat ins Platten-Dock stopfe. Und dann selbes Spiel, rsync
ist mein Freund.
Beide Platten sind eindeutig beschriftet. Für beide Platten existiert eine Liste, in der ich den letzten Sync erfasse – das dauert keine Minute, hilft mir aber, den Überblick zu behalten. Mein persönlicher Albtraum sind unzählige Kopien auf wild verstreuten alten Platten, so dass ich im Endeffekt nie sicher sein könnte, was wo rumfliegt und ob ich nicht doch noch irgendwas konsolidieren müsste. Deshalb lasse ich diesen Zustand gar nicht erst eintreten.
Damit ist der Bestand auf diesen beiden Platten zwar nicht tagesaktuell – doch sollte die Syno in Flammen aufgehen, könnte ich mit einem Datenverlust der letzten ein bis zwei Wochen deutlich besser leben als mit einem vollständigen.
→ An dieser Stelle sind die Daten nun 4x vorhanden.
Schritt 4: externe Kopie, remote
Doch wenn wir schon von „in Flammen aufgehen“ sprechen: wenn die Bude abfackelt, helfen mir weder RAID im NAS noch NOTKOPIE
in der Schublade. Eine Möglichkeit wäre, NOTKOPIE
beispielsweise bei meiner Mutter zu lagern, doch ich kenne mich: ich würde nicht hinreichend oft aktualisieren.
Deshalb habe ich mich an dieser Stelle für ein verschlüsseltes Backup zu Backblaze hin entschieden. Für meine Zwecke ist der Anbieter prima und passt ganz gut zu meinen Anforderungen. Vorher hatte ich mein Zeug im Amazon Glacier, das war auch okay, wurde mir aber zu komplex – und auch zu teuer. Während ich im Serverbereich üblicherweise auf restic
und rclone
setze, nutze ich auf dem Mac seit vielen Jahren Arq und bin glücklich damit.
→ An dieser Stelle sind die Daten also 5x vorhanden.
Jedes Bild x5 – und die Kosten
Es lohnt sind, die Kosten mal zumindest gaaanz grob zu überschlagen, um eine Vorstellung davon zu bekommen.
- Gemäß derzeitigem Anschaffungspreis meiner Platten bin ich bei etwa 0,039 EUR pro GB, und die Daten liegen auf vier dieser Platten.
- Backblaze ruft derzeit $6 für 1TB ab, pro GB sind das so $0,006 und das käme Stand heute auf 0,0057 EUR. Und es kommen für den Transfer sowie für den eventuellen Download der Daten auch keine weiteren Kosten hinzu – das ist nicht überall so!
- Ein GB meiner Daten kostet mich also 4x Festplatte (= 0,039*4 = 0,156 EUR) plus die Kosten für Backblaze (+ 0,0057 EUR = 0,1617 EUR), also rund 16 Cent.
Ein CR2
meiner Canon hat ~27MB, ein DNG
der DJI ~50MB. Es hilft mir, gedanklich grob „mal fünf“ zu rechnen. Ein Drohnen-Foto schlägt demnach mit ~250MB zu Buche; vier solcher Luftbilder (beziehungsweise 6 bis 7 RAWs meiner Canon) kosten mich also schonmal 16 Cent an Storage.2 Das klingt nicht viel, aber so eine Handvoll Bilder ist ja auch nicht viel. Oder wie viele Fotos schießt ihr so auf einem Ausflug, auf einer gezielten Foto-Tour, im Urlaub?
Fazit
Bin ich paranoid? Vielleicht. Die meisten Menschen, die ich kenne, gehen das Thema jedenfalls so nicht an.
Meine Vorgehensweise folgt grob der 3-2-1-Regel, die interessanterweise nicht von einem Rechenzentrums-Nerd, sondern von einem Fotografen, nämlich Peter Krogh, konzipiert wurde. Sie besagt genau das: mindestens 3 Kopien der Daten, die auf mindestens 2 verschiedenen Speichermedien vorgehalten werden, und mindestens 1 davon außerhalb der eigenen vier Wände – und das gilt für Unternehmen wie Privatleute gleichermaßen. Bei der konkreten Ausgestaltung muss sich halt jeder für sich seine Gedanken machen; zum Beispiel wie schnell die Daten im Falle des absoluten Desasters wieder verfügbar sein müssen.3 Aber das würde den Rahmen dieses einen Blog-Artikels massiv sprengen – hier soll es ganz bewusst um nicht überlebensnotwendige Daten im privaten Kontext gehen.
Ich fasse es mal so zusammen: ich fühle mich beruhigter, denn ich habe ganz aktiv einiges in die Wege geleitet, um mein Material zu schützen und im schlimmsten Falle wiederherstellen zu können. Außerdem hat es mir – glücklicherweise ohne Brandfall – auch schon den Hintern gerettet. Und zuguterletzt: die Wege zum Rückspielen der Daten sind getestet, erprobt und für den Ernstfall – den Faktor „Stress“ sollte niemand je unterschätzen! – dokumentiert.
Beziehungsweise: die Dokumentation muss ich gerade mal wieder überarbeiten, was auch ausschlaggebend für die Idee zu diesem Artikel war.
Und so schließt sich der Kreis.
Wie sichert ihr eure Bildersammlung?
Versteht mich richtig: Experimente sind großartig, und einer der tollen Aspekte der Digitalfotografie ist ja eben, dass man so gut experimentieren und das Ergebnis sofort betrachten kann; ich finde eben bloß nicht, dass all das notwendigerweise aufbewahrenswert ist. ↩︎
Die Schätzung ist etwas pessimistisch. Aber streng genommen muss ich ja die Betriebskosten der Syno ebenfalls berücksichtigen, in Summe kommt das schon grob hin – und mehr als grob wollte ich ja gar nicht. ↩︎
Bei Amazons Glacier musste man damals den Download der Daten sozusagen „beantragen“, und es hätte dann bis zu 72 (?) Stunden gedauert, bis diese zur Verfügung gestanden hätten – keine Ahnung, ob das heute auch noch so ist. Für die private Fotosammlung? Völlig okay. Für die operativen Datenbanken eines KMU? Eben. It depends. ↩︎
Hintergrundbild: Im Fruehling hatte ich aus einer Laune heraus etwas Vogelfutter in einen Blumentopf geworfen. Und diese wunderschoene Sonnenblume ist daraus entstanden..., 1500x 995px, Bild genauer anschauen – © Marianne Spiller – Alle Rechte vorbehalten