Nicht erholt, aber trotzdem wieder da
Ich steige ein, ringe mit dem Gurt, parke rückwärts aus. Plötzlich beginnt das Auto zu klingeln: zwar habe ich über die Freisprechanlage schon zwei oder drei Anrufe getätigt, aber noch nie einen angenommen.
Hektisch begutachte ich die zu zahlreichen Knöpfe am Lenkrad, und eher zufällig erwische ich den richtigen. Amüsiert melde ich mich, während ich mich bemühe, mein Auto um keinen der Pfeiler in diesem viel zu engen und niedrigen Parkhaus zu wickeln. Die Männerstimme am anderen Ende der Leitung ist mir gänzlich unbekannt – und als ich verstehe, um was es geht, würge ich beinahe den Motor ab. Ja, die Sommerpause ist beendet – nur war sie in diesem Jahr keine wirkliche Pause, der Kopf zu voll, das Herz zu schwer, die Todo-Liste endlos. Wie kommt man da zur Ruhe? Schon vor Wochen ertappte ich mich bei einer Verhaltensweise, die ich mir eigentlich strikt untersagt habe: Dinge auf den unbestimmten Zeitpunkt nach dem Urlaub zu verschieben. Mir wurde alles zu viel, die Urlaubsvorbereitungen, die letzten Tage im Büro, die erste Teilabgabe des Buches – schlechter Schlaf, mangelhafte Konzentration und latente Gereiztheit waren die Folge.
Am Tag der Abreise fühlte ich mich völlig ausgelaugt, verschlief quasi zwei Drittel des Fluges und brauchte mehrere Tage, um mich nicht mehr völlig desorientiert zu fühlen. Ich liebe die Insel, das Klima, den Atlantik, aber der Urlaubs-„Flow“ wollte sich nicht recht einstellen – teils aufgrund Rastlosigkeit meinerseits, teils aufgrund aufeinanderprallender Auffassungen von „Urlaub“. Besonders K2 lotete die Grenzen meiner Geduld massiv aus, indem sie alle 30 Sekunden fragte „Was machen wir jetzt was nicht langweilig ist?!“, während K1 zwei Tage mit Brechdurchfall darniederlag.
Der Reset
Wirklich abschalten konnte ich nur kurzzeitig: zu den seltenen Gelegenheiten, da ich allein mit meinem vollgestopften Kopf und der Kamera auf dem Stativ war – um Mitternacht auf einem Berg kauernd, vor Sonnenaufgang durch den tiefen Sand stapfend. Ich hörte viel Musik – Klassiker wie Pink Floyd, aber auch Schiller oder mein all time favourite „The 2nd Law“ von Muse – und eines denkwürdigen Abends hüpfte ich dazu umher, sang laut und machte nebenbei die faszinierendsten Fotos, die mir bisher gelungen sind. (Okay, das behaupte ich öfters. Aber diesmal stimmt es. Bestimmt.) Viel zu schnell gingen die wenigen Tage vorüber, und schon sitze ich wieder hier mit meiner ächzenden Mailbox, dem überquellenden Kopf, diversen Bugtrackern und dem Wust an Dingen, die ich auf nach dem Urlaub verschoben hatte. Da braucht’s nun ein ordentlich geführtes Kanboard, einen rigorosen Zeitplan und regelmäßige Tritte in den eigenen Hintern (meldet sich wer freiwillig?), um dennoch irgendwie voran zu kommen. Dass dieser Zustand so beharrlich anhält macht mir Sorge, und meine eigenen Grenzen werde ich in den nächsten Wochen wohl noch näher kennenlernen dürfen…
Danke für den Kaffee!
Mehr aus Spaß und ohne jede Erwartungshaltung baute ich vor einigen Wochen den „Lädst du mich auf einen Kaffee ein?“-Button in die Sidebar ein. Umso überraschter bin ich, dass er genutzt wird – hey, ganz viele Menschen wollen Kaffee mit mit trinken! Das ist großartig, und ich danke jedem einzelnen von euch <3
Upcoming events
Wer das mit dem Kaffee lieber „in echt“ durchziehen will, der hat in naher Zukunft die Gelegenheit dazu: am 22. Oktober bin ich auf dem Smart Home Day in Ludwigsburg anzutreffen, vom 21.-24. November dann auf der Open Source Monitoring Conference in Nürnberg. Obgleich ich mir das Recht vorbehalte, im Interesse meiner Gesundheit irgendwann auf Wasser umzusteigen ;)
Und das Telefonat?
Das versüßte mir den Tag, definitiv! Ein Blog-Leser hatte spontan zum Telefon gegriffen um mir zu danken, dass einer meiner Icinga 2-Artikel ihm grob geschätzt einen halben Tag gerettet habe – darüber habe ich mich wirklich gefreut. Gerade wenn mir die Arbeit bis zum Hals steht bin ich schnell an der Hand mit dem Gedanken „Blog vom Netz nehmen“ – instant eine Baustelle weniger und auch nie wieder dieses ?-Gefühl – aber der Anruf rückte meine Perspektiven wieder ein wenig zurecht. Was gerade bitter nötig ist.
Hintergrundbild: 600x 900px, Bild genauer anschauen – © Marianne Spiller – Alle Rechte vorbehalten