Joghurtseife - ein Update
Da hatte ich meine erste eigene Seife gesiedet, und ich war so stolz. Also – warum nur bewegte ich den Vorgang wieder und wieder durch meinen Kopf, vorwärts, rückwärts, immer wieder kaute ich die Einzelschritte durch…
Nach etwa 26 Stunden kam die Erleuchtung: ich hatte die Zugabe des Olivenöls vergessen – das war der Haken! Ich begutachtete die Olivenölflasche eingehend: keine Frage, da fehlte nichts. Ich packte die einzelnen Seifenstücke auf die Waage: das Gesamtgewicht war, gemessen am Gewicht der Einzelzutaten, deutlich zu niedrig (der Olivenölanteil der Seife hätte etwa 23% betragen) – Mist! Seife, die der Körperpflege dienen soll, ist überfettet – was bedeutet, es sind unverseifte Fette vorhanden, die die Haut pflegen. Der Überfettungsgrad liegt für Shampoo-Seifen klassischerweise so bei 3-4%, für Körper- und Gesichtsseifen höher – das ist „Geschmackssache“, 6% oder 8%, manche sind auch mit 15% glücklich… Eine zu 0% überfettete Seife beinhaltet demzufolge keinerlei unverseifte Fette und wäre sehr scharf für die Haut. Gemäß Seifenrechner hatte ich, dank des fehlenden Olivenöls, eine Seife mit einem Überfettungsanteil von etwa -9% (minus neun Prozent!) erzeugt – völlig unbrauchbar also für die Körperpflege. Was also tun?
Die Seifenstücke schnappen, dazu ein scharfes Messer und eine Unterlage; aus den Seifenstücken möglichst winzige Würfelchen schneiden, in einen hohen Topf werfen und das fehlende Olivenöl dazuschütten, außerdem noch ein paar kleine Schlückchen Milch. Den Topf dann abdecken und hinein in den Backofen – bei etwa 100°C und alle 20 Minuten schön rühren (und hin und wieder einige Tropfen Milch nachschütten). Nach etwa 1,5 Stunden befand sich im Topf eine irgendwie glibberige Masse, die an Vaseline erinnerte – was nichts anderes bedeutet, als dass der Verseifungsprozess erfolgreich beendet ist. Die Masse ließ ich etwas abkühlen, rührte noch einen Esslöffel Orangenblütenhonig ein und gab einige Tropfen süßes Orangenöl und Limettenöl hinzu… kräftig rühren… erneut in die Form spachteln… in ein altes Bettlaken eingewickelt, damit es nicht so schnell auskühlt… und warten.
Der entstandene Block ist optisch nicht mehr ganz so lecker wie der erste – das ist bei Seifen, die im Heißverfahren entstehen, aber nie der Fall. Dafür gibt es einen klaren Vorteil: ich habe die Reifezeit von 4 bis 6 Wochen umgangen, die Seife ist nun sofort benutzbar. Gut, die zum Schmelzen hinzugegebene Flüssigkeit sollte raus, also zwei oder drei Wochen Trockenzeit sind schon sinnvoll, aber: ein erstes Stückchen liegt bereits am Waschbeckenrand, zwar noch etwas weich, aber ganz unverkennbar: Seife. Und wie ist sie so? Hm, anders. Die Hände fühlen sich nach dem Waschen so richtig quietsche-sauber an, aber nicht (mehr) angegriffen – die Seife, die da zuvor lag, muss deutlich schärfer gewesen sein. Diese hier scheint zu pflegen – weitere „Studien“ – und gegebenenfalls ein paar Fotos – werden sicher folgen.
Hintergrundbild: 2560x 1912px, Bild genauer anschauen – © Marianne Spiller – Alle Rechte vorbehalten