Jahresrückblick 2018

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Ich musste 38 Jahre alt werden um öffentlich zugeben zu können: ich kann Silvester nichts abgewinnen; ich sehe keinen Grund zum Feiern, bin kein wirklicher Feuerwerks-Fan und halte auch wenig davon, Neuerungen erst zu bestimmten Daten umsetzen zu wollen…

Was ich allerdings sehr mag ist die Zeit „zwischen den Jahren“ (allein die Formulierung ist schon so hübsch!): diese Zwangspause, in der Schulen und Ämter geschlossen haben, in der „dauernd etwas essen oder trinken“ völlig legitim und „den ganzen Tag im Schlafanzug herumlungern“ ganz normal ist… Das setzt ungeahnte Kräfte und Kreativität in mir frei. Und so verbringe ich meine freie Zeit gerade sehr gerne mit meinen Fotos, meinen beiden Webseiten, meiner aktuellen Handarbeit – und räume insgesamt auf. Lösche Trash, trenne mich von Altlasten und ringe mich zu Entscheidungen durch, die ich zu lange vor mir herschob.

Ich bin mir nicht sicher, ob mich ein Therapeut für meine plötzliche Unfähigkeit mit der eigenen Meinung hinterm Berg zu halten abfeiern oder einweisen würde. – 16. Dezember 2018

Die tollsten Momente verbrachte ich selbstredend mit den tollsten Kindern; diese feinsinnigen („Ich glaube ja: Menschen legen überhaupt keine Eier!“), schlagfertigen („Ich will keine Alternative, ICH WILL EINE NEUENATIVE!“) Mini-Geschöpfe, die so interessiert sind an allem („Können Eulen lachen?“), die zum Nachdenken („Ich habe etwas Blödes, das nervig ist.“), Umdenken („Eine Fee HETZT MAN NICHT, verdammt!“) und Mitdenken („Los Mama, trag mich zum Nordberg!“) anregen – wie langweilig war es doch ohne die beiden! Sie sind der Dreh- und Angelpunkt; der Rest organisiert sich drum herum.

Ich hab’s in diesem Jahr allen gezeigt, wie man so schön sagt – und alle, das schließt mich selbst mit ein. Ich hab beispielsweise mein Buchprojekt durchgezogen – von der ersten zaghaften Idee übers Lektorat bis hin zur Veröffentlichung durchgezogen, mit übersäuertem Magen und zu wenig Schlaf durchgezogen, trotz Neidern und Hatern durchgezogen – ich hätte auch kneifen können, ne? Das ist gut, davon kann man zehren, auch wenn ich mich seither zum Schutze meiner geistigen Gesundheit immer mehr mit den Themen block, mute und PLONK! beschäftigen muss. Seit Mai bin ich ordentliches Mitglied des Betriebsrats, und das Engagement dort macht mir viel Freude. Ich habe Elasticsearch, Logstash, Kibana und Puppet von Null an für die Belange unserer Abteilung konzipiert und an den Start gebracht – 2019 erfolgt der Ausbau, und ich bin schon wahnsinnig gespannt darauf! Als Aussteller nahm ich im Juni an der letzten CEBIT der Welt teil, und im Mai hielt die DSGVO mich auf Trab – was unter anderem zur Abschaltung der Kommentarfunktion auf diesem Blog führte und sich, im Nachhinein betrachtet, als Segen erwies.

Im Dezember machte ich mir dann das Geschenk, das ich mir selbst versprochen hatte, wenn ich das Buchprojekt bis zur Veröffentlichung durchhalte: ich hab mir das neue Aquarium gekauft, auf das ich bestimmt schon drei Jahre lang scharf war. Es ist ein 120l-Becken von Juwel mit LED-Beleuchtung, und für all jene, die schon Rückfragen stellten: ja, da wird’s in ein paar Wochen einen Artikel zu geben – wenn es sauber eingefahren und der Besatz eingezogen ist.

Die Maker Faire Hannover war ein ganz besonderes Event für mich; hingefahren bin ich eigentlich lediglich auf Anregung meines Verlags, und dann wollte ich überhaupt nicht mehr weg – denn wie sich herausstellte: ich bin ein Maker. Ich fühlte mich hier wohl wie selten, wohl und angekommen, und ich führte mit vielen interessanten Leuten noch interessantere Gespräche. Schließlich machte ich mir selbst einen Ring aus Silberdraht: er ist nicht gestempelt und ein bisschen krumm, hat eine Delle dort, wo ich zu fest mit dem Hammer ausgeholt hab – aber ich hab ihn seither nicht mehr abgelegt, weil ich sehr viel mit ihm verbinde.

Es war aber auch ein radikales Jahr, kompromisslos und anstrengend und charakterbildend. Menschen traten in mein Leben und bereicherten es vielfältig, andere verabschiedeten sich und werden teils schmerzlich vermisst. Ich sah mich auf verschiedene Arten mit dem Thema Tod konfrontiert und erkannte einmal mehr meine Hilflosigkeit und Überforderung; ich entwickelte eine temporäre Besessenheit für die Geschichte der Post Mortem-Fotografie und bin froh, dass ich den Punkt inzwischen überwinden konnte – zu viele schlaflose Nächte, zu viele Bilder im Kopf. Aber auch Urban Exploring ist schlussendlich wohl nichts anderes als die Beschäftigung mit dem Vergänglichen, das ich nicht begreifen kann. Ich hoffe, ich kann irgendwann meinen Frieden damit machen, ich arbeite täglich daran; im Moment scheint dieser Punkt jedoch leider in weiter Ferne…

2019 verspricht es weiterhin spannend zu bleiben: schon im Januar wird beispielsweise das Buch aufgrund Nachfrage in den korrigierten Nachdruck gehen. Ich werde Geburtstagsparties für meine Mädels ausrichten und ihnen verrückte Kuchen backen, mit ihnen Lego bauen und am See spazieren gehen – und alles für sie tun, was eben nötig ist, was auch immer es sein mag. Es stehen Reiseplanungen an zu Konferenzen, denn der Austausch mit meinem Lieblings-Smilie-Cluster ist mir wichtiger denn je. Und: ich schnitze an einem Konzept für das zweite Buch – ich mach mir schon jetzt vor Angst in die Hose, aber ich kann einfach nicht anders. Allerdings hab ich mir zweierlei fest vorgenommen: den Kraftsport darüber nicht weiterhin zu vernachlässigen (denn das macht sich überaus negativ bemerkbar) und euch per Ex-Twitter nicht erneut den letzten Nerv zu rauben.

Damit verabschiede ich mich ins Jahr 2019 und wünsche euch das Allerbeste! Wir lesen uns!

Silvester 2006 · 2007 · 2008 · 2009 · 2010 · 2011 · 2013 · 2015 · 2016 · 2017 · 2012 & 2014 hat es nicht einmal für einen Jahresrückblick gereicht. Aus Gründen.

Alle Bilder dieser Seite: © Marianne Spiller – Alle Rechte vorbehalten
Hintergrundbild: Buecherregal und spielendes Kind zur Weihnachtszeit, 2018, 1500x 1000px, Bild genauer anschauen – © Marianne Spiller – Alle Rechte vorbehalten

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