Ihre Sendung liegt in der Filiale zur Abholung bereit.
„Das Tagebuch der localwurst“ hat heute Geburtstag – es wird acht (8!) Jahre alt! Dass der Geburtstags-Beitrag jedoch ein Rant ist, war leider nicht zu vermeiden…
Vor nunmehr fast vier Wochen erstand ich in einer etwa 100km entfernten größeren Stadt bei einer Goldschmiedin zwei Schmuckstücke; die sollten handgefertigt und graviert werden, und das geht nicht über Nacht. Ich bezahlte vor Ort, und wir einigten uns auf versicherten Versand. Da die Frau auch einen Online-Shop betreibt, machte ich mir keinen Kummer – das würde schon funktionieren. Lieferzeit: in etwa zwei Wochen. Soweit, so gut.
Natürlich war ich schon ganz kribbelig. Den letzten Schmuck habe ich mir vor… Pff, keine Ahnung, wie lange das her ist! Ich freute mich jedenfalls unbändig und begann nach Ablauf von etwa zwölf Tagen den analogen Posteingang zu bewachen. Aber – nada. Während mein inneres Kind schon rumpelstilzchenhaft umherhüpfte und -wütete, zwang ich mich zu Geduld. Nach 25 Tagen hielt ich es jedoch nicht mehr aus und hakte telefonisch nach.
Ich erfuhr, dass die Sendung eigentlich schon seit Tagen bei mir sein sollte. Laut Sendungsverfolgung sei ich am 17. Juli benachrichtigt worden – was ich nicht bin. Die Sendung liege „zur Abholung in der Filiale bereit“. Mit Auftragsnummer und Personalausweis bewaffnet machte ich mich auf den Weg zur Filiale. Das Personal wusste zunächst mit der Auftragsnummer nichts anzufangen und behauptete „Das ist keine von uns. Ist sicher mit der Konkurrenz verschickt worden.“. Es brauchte drei kollektiv vor einem altersschwachen PC zusammengerottete Mitarbeiter um zu erkennen, dass die Auftragsnummer zu einem sogenannten (versicherten) Wertbrief der Deutschen Post gehört. Sodann begannen alle drei, den Laden systematisch zu durch-grep-en, wobei man mir des öfteren vorwurfsvolle Blicke zuwarf und betonte, der sei „sowieso nicht hier“. Unverrichteter Dinge musste ich abziehen: die Versenderin solle einen telefonischen Nachforschungsantrag stellen.
Die war mittelprächtig entsetzt und hängte sich sofort ans Telefon; fünfmal schilderte sie einem Sprachcomputer die Situation und nannte die Auftragsnummer, woraufhin der Sprachcomputer sie anblaffte, die Sendung liege „zur Abholung in der Filiale bereit“ – und die Verbindung unterbrach, sobald sie einen Mitarbeiter zu sprechen wünschte. Beim sechsten Versuch und über die Geschäftskunden-Hotline erreichte sie einen Mitarbeiter und – oh Wunder – der teilte ihr mit, dass die Sendung… Ihr wisst schon. Einen Nachforschungsauftrag durfte sie auch nicht stellen, denn immerhin liege die Sendung ja… Ihr wisst schon. Der Empfänger, also ich, solle in der Filiale eine Reklamation einreichen.
Ich also am nächsten Tag wieder hin, wieder mit Kind und Kegel, Kinderwagen und vollem Gepäck. Und schon, als ich mit meinem Zettel auf die Mitarbeiterin (die vom Vortag) zuging, maulte diese „Was wollen SIE denn schon wieder hier? Ich hab Ihnen doch gestern gesagt, was Sie zu tun haben!“.
Also mal echt: ich bin nicht zimperlich. Aber das ist doch kein Umgangston, oder irre ich mich? Sie verweigerte meine Reklamation, denn „Reklamation aufgeben gibt es gar nicht. Der Versender soll das regeln. Draußen hängt ein Telefon, rufen Sie die Hotline an.“ Ich also zum Telefon. Die Dame am anderen Ende klang nach PMS und schmerzenden Füßen, und aufgrund meiner Auftragsnummer teilte sie mir mit, dass – TADA! – die Sendung… Nein, ich schreib das jetzt nicht nochmal. „Ich stehe hier in der Filiale. Die Sendung liegt hier nicht!„ – „Dann sollen die halt mal richtig suchen!“ Sie nahm es dann als Suchanfrage auf, eine Fachabteilung würde sich um Belange wie diese kümmern, und in einigen Wochen würde ich dann schriftlich benachrichtigt werden. „Aber machen Sie sich keine Hoffnungen“, beendete sie das Gespräch mürrisch, „da kommt eigentlich nie was bei raus.“
Die Goldschmiedin biss quasi in die Tischkante, als ich ihr den Stand der Dinge mitteilte. Die Aufbewahrungsfrist für den Wertbrief beträgt sieben Werktage, und wir beschlossen, diese abzuwarten – denn sollte er in einer anderen als meiner zuständigen Filiale gelandet sein, würde er nach Ablauf der Frist an sie zurückgehen. Doch wie sich herausstellte, war er das schon – sie erhielt am 23. Juli eine Benachrichtigung, dass sie ihn auf der Hauptpost abholen solle… Das waren dann gerade mal vier Tage, wenn überhaupt.
Also, welche Art von Servicelevel ist das? Geld kassiert für Null Leistung, unverschämtes und dreistes Personal, das nicht nur mich, sondern auch die Versenderin von der Seite anmachte, inkompetente Hotliner. Was geht ab in dem Laden? Ich hab mich echt geärgert, und ich war auch deprimiert – ich hatte nicht mehr mit einem sinnvollen Ausgang der Angelegenheit gerechnet.
Am Samstag setze ich mich jedenfalls ins Auto, fahre hin und hole meinen Kram ab. Nix mehr Versand.
Hintergrundbild: Blick ueber die Wiesen, Nordgau, Saarland, 1500x 1000px, Bild genauer anschauen – © Marianne Spiller – Alle Rechte vorbehalten
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