Ich gestehe
Bis vor einigen Wochen war meine größte Befürchtung, mit zunehmendem Alter (jahaaa, bald isses ja wieder soweit) auch zunehmend spießiger zu werden: die Küche geputzt und aufgeräumt, die Geek-Shirts gewaschen und zusammengelegt im Schrank, die Augenringe ordentlich überschminkt.
Irgendwann hat einmal jemand zu mir gesagt: „als Kind hat man sich auf jeden neuen Tag gefreut; man hat ihn herbeigesehnt, denn fast immer hatte man etwas vor, das man kaum erwarten konnte. Mit zunehmendem Alter verläuft sich das irgendwie, und der neue Tag ist schon vorm Aufstehen eintönig, ärgerlich – mit Freude begrüßt wird er nur ausnahmsweise.“ Ich gestehe: bei mir ist das anders. Und ich gestehe: ich bin süchtig.
Süchtig nach meinem Hobby, das ich nun, da ich mich fähigen Mitstreitern anschließen konnte, exzessiv betreiben kann – exzessiver, als ich jemals gedacht hätte. Und ich stelle fest, welch narkotische Wirkung Frischluft auf den Körper haben kann; wieviel es vor der eigenen Tür zu entdecken gibt; wie sehr ich meine Nikon mag.
Und ja, ich trage ein chinesisches Essstäbchen im Haar (es ist keine Antenne, bitte keine Witze mehr bzgl. Empfangsbereitschaft!).
Ich werde meine Wohnung weiter in Ordnung halten, und waschen muss ich schon allein aufgrund der Tatsache, dass ich mich zur Not auch bäuchlings vor ein zu fotografierendes Objekt lege und nach 12h über Stock und Stein nur noch mit Augenzwinkern als menschliches Wesen zu identifizieren bin; aber als spießig oder gar langweilig empfinde ich nichts – nicht mich, nicht mein Leben, nicht meinen Tagesablauf.
Hintergrundbild: 600x 399px, Bild genauer anschauen – © Marianne Spiller – Alle Rechte vorbehalten