Die Verwandlung meines Wohnzimmers (Teil 1)
Es war ein schöner, sonniger Tag als ich beschloss, das abartige Schrankmonster, das meine Eltern beim Auszug hatten stehen lassen, abzuschlagen. Der Schrank hatte seine fast 30 Jahre auf dem Buckel, entsprach nicht meinem Stil und war teilweise kaputt – er sollte auf den Sperrmüll. Und so fing alles an.
Zu zweit zerlegten wir ihn nach und nach in seine Einzelteile, schleppten diese in Richtung Scheune und ich freute mich – plötzlich so viel Platz im Raum, und heller war es auch! Auf dem Rückweg einer Scheunen-Expedition sackte ich plötzlich beim Betreten des Wohnzimmers zusammen. Nein, nicht ich – der Dielenboden.
Feuchtigkeit, Alter und Holzwurm hatten ihm übel mitgespielt und jetzt, wo der Schrank weg war, brach genau dieser Bereich des Bodens in sich zusammen. Um das ganze Ausmaß erkennen zu können, musste als erstes der ohnehin zur Verschrottung vorgesehene Teppich weichen; die Situation war kritischer, als zunächst angenommen. Unter dem Fenster erkennt man, dass zu alles Überfluss auch noch Wasserrohre und Wasseruhr im Wohnzimmer verlegt sind; zwischen Dielen- und Fliesenboden ist ein Höhenversatz von annähernd 2cm, die Treppe ist fest auf den Fliesen verschraubt, und die Stützbalken sind nicht nur Zierde, sondern tragen das obere Stockwerk. Und sehen zudem auch noch blöd aus.
Nach und nach wurde den Dielen mit der Kreissäge auf die Pelle gerückt. Die Stützbalken wurden durch jeweils einen gezielten Tritt entfernt und durch eine professionelle Metallstütze, freundliche Leihgabe eines Dachdeckers, ersetzt. Auch die Fliesen mussten, so leid es mir auch tut, weichen. Eine habe ich bei Villeroy & Boch in Mettlach abgegeben und zwei Wochen später mitsamt eines freundlichen Schreibens zurückerhalten: es handle sich um Steinzeugfliesen aus der Zeit um 1879 herum. Jedoch sackten auch diese so langsam in sich zusammen, und das hatte einen einfachen Grund: darunter war lediglich trockener, staubiger Lehmboden.
Nachdem sowohl Dielen als auch Fliesen entfernt und herausgetragen waren (was kontinuierliche Knochenarbeit bedeutete), konnten aus dem Boden die ärgsten Steine aufgesammelt und aus dem Fenster geschmissen werden; hernach musste das staubige Zeug erst einmal befeuchtet (ein Gartenschlauch im Wohnzimmer, ARGH!) und dann verdichtet (mittels einer 130kg Rüttelplatte – ein Dieselmotor im Wohnzimmer, ARGH!) werden. Hernach war der Höhenversatz teilweise so grob, dass mit Sand aufgefüllt werden musste – und ich hatte gedacht, ich würde graben müssen! Zwischenzeitlich musste auch die Gemeinde ran, den Wasseruhren darf man nicht selbst versetzen, und die Wasserrohre in Estrich eingießen ging natürlich gar nicht. Nachdem die Gemeinde mir eine Rechnung mit vierstelligem Betrag in Aussicht stellte (Erdarbeiten usw.) erklärte ich freundlich, pleite zu sein und die Vorauszahlungen fürs Wasser einzustellen – dann würde mir die Gemeinde den Haupthahn abdrehen müssen. Was ich wusste, die aber nicht: das Haus hatte keinen Haupthahn… Wir einigten uns auf 500EUR, und nach zwei mal 10 Stunden, zwei 3m tiefen Baggerlöchern (die sich schlagartig mit Grundwasser füllten – eines in meinem Garten, eines auf der Straße), diversen Wünschelrutengängen (wo ist nur das verdammte Hauptrohr?) und erbosten Nachbarn (um mir das Wasser abzustellen musste man dem gesamten Ortskern das Wasser abstellen) waren die Rohre raus aus dem Wohnzimmer und im Keller. Und nach weiterer Intervention hatte das Ganze denn auch wieder eine ordentliche Erdung.
Problematisch wurde es dann mit der Lieferung des Fließestrichs, da das Betonauto für die unbedeutende Menge von 2.5m^3 nicht fahren wollte; ich für meinen Teil wollte diese Menge aber auch nicht von Hand anrühren. Verhandlungsgeschick und Glück, dass es doch gelang! Natürlich musste die Treppe weichen, ihre Einzelteile wurden ebenfalls in der Scheune zwischengelagert, um die Stütze, die ganz essentiell stehen muss wurde ein kunstvolles Kästchen gebaut, und die Folie wurde verlegt und $IRGENDWIE befestigt.
Anfang März hatte das Drama seinen Anfang genommen, und Ende Juni wurde der Estrich durchs offene Wohnzimmerfenster gepumpt. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, wie lange sich die Sache noch ziehen würde und was noch alles auf mich zukommen würde – zum Glück. Denn offenbar hatte die Treppe die hintere Wohnzimmerdecke in nicht unwesentlicher Weise gestützt, und ihr Fehlen hatte entsprechende Konsequenzen – doch davon nächsten Sonntag mehr…
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