„Die Rechnung, bitte!“
Interessant, was man alles findet, gibt man diesen so belanglosen String bei Google ein.
Im Endeffekt ein trivialer Satz. Vielen kommt er nur schwer über die Lippen, andere sagen ihn ständig und diskreditieren ihn somit zur verbalen Banalität, sinnentleerte Worte – bedeutungslos.
Es tut mir leid.
Ein Satz, unzählige Synonyme. Vom lässig-dahingenuschelten „Sorry“ bis hin zum rosenumrankten und mit Violinenmusik unterlegten „Verzeih mir“. Und wenn er ehrlich gemeint ist, besagt er eigentlich immer ungefähr das selbe: ich bin zu weit gegangen. Ich habe Mist gebaut. Ich hab dich verletzt.
Es tut mir leid.
Es tut mir leid, dass ich meinem Sitznachbarn im Gespräch die Hände ins Gesicht gefuchtelt habe; dass ich zu spät in der Mensa war und dann Teigwaren essen musste; dass ich das Buch, das ich der Kollegin ausleihen wollte, zu Hause vergessen habe; dass ich im Zorn ein Schimpfwort gegen jemanden gerichtet habe; dass ich verschlafen habe.
Doch der Satz hat Grenzen.
Ich habe dich schändlich behandelt. Ich habe gelogen, dich ausgenutzt und dich hintergangen. Es tut mir leid. Ich habe dich lächerlich gemacht – vor deinen Bekannten und Freunden, vor deinen Kollegen und deiner Familie. Und sie alle wussten es – du jedoch nicht. Ich habe dich betrogen. Es tut mir leid. Man hat dich zum Spielball gemacht, und ich habe es zugelassen. Ich machte dir das Leben zur Hölle. Ich brachte dich an den Rand. Ich brach dir das Herz. Es tut mir leid, wie es damals gelaufen ist.
Nein. Hat man es derart auf die Spitze getrieben, so nutzt auch eine Entschuldigung nichts mehr. Darüber sollte man sich aber vorher im klaren sein; es gibt Dinge, die durch nichts auf der Welt mehr gutgemacht werden können. Und Menschen, die man infolge ebensolcher Dinge verliert, für immer verliert – unwiederbringlich.
Hier kann keine Absolution mehr erfolgen. Hier ist kein Raum mehr für Freundschaft, nicht einmal für Wohlwollen. So weh es tut, so schlimm es sein mag.
Und ich weiß genau: du, der du gemeint bist, du liest dies, du hast mich im Blick – und du weißt, dass du gemeint bist. Ertrage das Leben, für das du dich einst entschieden hast, ertrage es mit allen Konsequenzen. Und vergiss niemals die Alternativen, die du gehabt hättest.
Und vergiss niemals, dass auch mit einer Entschuldigung nichts mehr gerade gerückt werden kann.
So she sat on, with closed eyes, and half believed herself in Wonderland, though she knew she had but to open them again, and all would change to dull reality –
Dull reality. Viel Vergnügen.
Hintergrundbild: Eines meiner schoensten Kinderbuecher, 2007, 2248x 2241px, Bild genauer anschauen – © Marianne Spiller – Alle Rechte vorbehalten
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