Die Luft ist raus
Seit Wochen bin ich nun am Aufräumen, und es fing ganz harmlos an: ein bisschen Altkleidersack hier, ein bisschen Leergut und Altpapier da.
Dann musste der erste Schrank herhalten, dann der zweite, schließlich alle. Die Regale, die Unterbettkommoden, die Schubfächer und -laden. Die Küche, das Bad, das Schlafzimmer. Schließlich auch die Nebenräume, der Swap-Space, alles Ausgelagerte. Die Folge: eine große Sperrmüll-Aktion, mehrere Meetings mit den diversen Männchen, die hier im Schritttempo rumfahren und Altmetall sammeln, Fahrten zu Ökomobil, Altkleidercontainer und Wertstoffhof –
Es lichtet sich, in den Schränken herrschen Ordnung und Sauberkeit, doch für den Moment ist bei mir völlig die Luft raus. Das äußert sich darin, dass ich mittendrin sitze und mich nicht dazu aufraffen kann, irgendetwas zu tun. Beziehungsweise: ich bin ratlos, was ich tun könnte. Dann fange ich in der Regel mit irgendwas an und verliere fünf Minuten später die Lust daran. So richtig ausgepowert.
Für den Moment gibt es auch kein wirkliches Vorankommen: einige Dinge, die ich nicht benötige, sind definitiv zu schade zum Wegwerfen. Aber zu schwer, sie zu verschicken – und auf eBay hab ich ohnehin wenig Lust. Also hab ich sie im lokalen Käseblättchen inseriert, aber bislang nicht auch nur einen Interessenten aufgegabelt, von Käufern mal ganz zu schweigen. Ich hab jetzt mehrere Kisten mit Geschirr hier stehen, das ich im Leben nicht mehr brauchen werde, aber weder Zeit noch Lust, mich auf einen Flohmarkt zu stellen. Ich würde sie sogar verschenken, aber die Leute, die für Flohmärkte sowas haben wollen, wollen dann auch noch, dass man es ihnen kostenlos bis vor die Haustüre fährt – was ich ziemlich dreist finde. Die Alternative wären gegebenenfalls Caritas, Diakonisches Werk oder so, aber dann habe ich wieder Skrupel: kann ein bedürftiger Mensch wirklich Kaffeebecher mit Werbeaufdruck gebrauchen? Oder Vorlegeplatten? Sollte ich das Zeug nicht vielleicht doch besser einfach wegschmeißen? Aber die Tonne ist zu klein und ständig voll (Windeln!), und die Abgabe beim Wertstoffhof – kostet Geld.
Und so iteriere ich mich um diese Dinge nun im Kreis herum, schiebe sie von einer Ecke in die nächste und grummle leise vor mich hin. Gestern habe ich es tatsächlich geschafft, eine Pappkiste bis vor die blaue Tonne zu manövrieren (da liegt sie immer noch). Es ist so bizarr: als das Ganze noch uferlos und wirklich umfangreich war, bin ich vor Tatendrang schier geplatzt, war der Duracell-Hase in Person; und jetzt, auf der Zielgeraden sozusagen, geht mir die Puste aus…
Hintergrundbild: 2448x 2448px, Bild genauer anschauen – © Marianne Spiller – Alle Rechte vorbehalten
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