Der perfekte Hostname

Diesen Beitrag schrieb ich 6 Jahre und 4 Monate zuvor; die nachfolgenden Ausführungen müssen heute weder genau so nach wie vor funktionieren, noch meiner heutigen Meinung entsprechen. Behalte das beim Lesen (und vor allem: beim Nachmachen!) bitte stets im Hinterkopf.

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Hostnamen? Ein neuer Rechner bringt (neben Investition von Geld, Haareraufens bei der Installation und ähnlichem) eine weitere schwerwiegende Entscheidung mit sich: er braucht einen Hostnamen. Einen schönen Hostnamen, der die Kiste eindeutig identifiziert – aber das reicht nicht. Oft soll er auch eine wie auch immer geartete Botschaft transportieren… Oder eben einfach Spaß machen.

Hier zeigte sich das kreative Potential meiner Follower; es entstand eine Liste mit Ratschlägen, die einfach zu gut sind, als dass ich sie auf Ex-Twitter verschimmeln lassen sollte; deshalb fasse ich sie nun mal für euch zusammen.

Pragmatismus

Rechenzentren erfordern Pragmatismus: die Kisten werden üblicherweise nach einem sturen Schema benannt, zumeist in der Form Kürzel-Zahl, denn das lässt sich leicht herleiten und (vor allem!) automatisieren. Ob man nun stur durchnummeriert, sich an VLANs und IP-Adressierung orientiert, an Stockwerken, Rack-Nummern oder was auch immer: Hostnamen dieser Art sind in erster Linie praktisch.

„Was seid ihr alle kreativ. Mein Laptop heißt wie ich. Vielleicht weil ich sonst meinen Namen vergessen würde??“

– Quelle: Ex-Twitter

Pragmatismus ist bekanntermaßen vieles, aber halt nicht lustig; und (noch) ist mein Zuhause kein Rechenzentrum. In diesem Fall suchte ich nach etwas anderem.

Geographie

Beliebt ist es offenbar, sich Aspekte der Geographie zunutze zu machen: sei es anhand schottischer Inseln oder Städten in Georgia („Atlanta als dicker Arbeitsrechner, Savannah (Küstenstadt!) dient als Server[…]“) – wie kommt man darauf? Es folgen die Gewässer: irische Flüsse, die größten Seen, die verschiedenen Meere… Ihr merkt es schon, der Pool ist nahezu unendlich. Oft untergekommen sind mir auch „Finnische Fjorde sind gut, gibt es ne Menge von“ beziehungsweise Fjorde ganz allgemein – wobei mir da bei den norwegischen ein Stück weit die Herausforderung fehlt, die isländischen hingegen sind doch toll.

mjóifjörður is alive

Astronomie

Der Klassiker schlechthin ist der unverbesserliche Hacker vom saturn: die Namensgebung anhand der Sternbilder (Perseus, Pegasus, Orion,…), der Himmelskörper (Jupiter, Venus, Mars,…), der Sternsysteme (Luhman, Sirius, Ross,…) oder diverser Jupitermonde (Thebe, Helike, Elara,…) ist bis heute sehr weit verbreitet. Damit bewegen wir uns ganz eindeutig noch im sozialverträglichen Bereich – genau wie beim Heranziehen bekannter Persönlichkeiten.

Leute und Tiere

Lange Zeit hatte auch ich meine Rechner nach Mathematikern benannt - Lagrange, Descartes, Fourier. Da kam ich drauf, weil mich der Roman Fermats letzter Satz so fasziniert hatte. Die Besprechungsräume an unserem Standort heißen beispielsweise Frege, Leibniz, Reuse, und die Drucker sind nach Malern benannt: Matisse, Dali, Chagall…

Variationen sind denkbar: „Meine sind nach FliegerInnen benannt (Quax, Saint-Ex, Amelia, Lindbergh)“, Entdecker waren bei mir mal in: Magellan, Cook, Vespuci etc. :-)“ sowie die Liste bedeutender Physiker oder Chemiker.

Als allgemeinen Rat „Charaktere, Orte oder sonstige Infos aus deinem Lieblingsbuch - oder aus einem Buch an das du dich immer gut erinnern wirst“. Denkt alternativ an Filme, Serien oder Theaterstücke. Da war für mich allerdings auch nichts passendes dabei, irgendwie suchte ich etwas… Naja, $LUSTIGERES. Wobei das ja immer im Auge des Betrachters liegt. Nicht unerwähnt bleiben soll die Idee, sich vom Tierreich inspirieren zu lassen: „Ich benenne Dinge immer nach Vögeln. Mein Handy ist zB immer ‘Königstyrann’.“ Ist natürlich ein weites Feld – wie wäre es mit Schulterkreuzspinne, Zecke oder Nacktmull?

Mythologie

Streng genommen kann man die verschiedenen Götter und sonstigen Wesen der Mythologie ja auch den Personen zuordnen. Die Liste der griechischen Götter ist lang, googelt als Einstieg mal nach nordischer Mythologie, und die Liste der Aztekengötter ist ebenfalls sehr beeindruckend.

$ nslookup macuilcozcacuauhtli

Fantasy

Definitiv der Punkt, an dem ich absolut nicht mitreden kann – ich werde ja regelmäßig dafür gesteinigt, aber mit Fantasy kann ich halt so überhaupt gar nichts anfangen. Jaja, lacht ruhig, dafür hab ich andere Qualitäten :P

  • „ich hab hier ziemlich alles nach #shadowrun am start. darkcity, renraku, matrix, dunkelzahn…“
  • vimes. Container oder VMs darauf heißen dann logischerweise Nobby, Carrot, Colon, Cheery… #discworld #gnuterrypratchett“
  • „Zu spät, aber vielleicht dennoch interessant: Bei mir wird alles nach der Scheibenwelt benannt. Server ist “hex”, Notebook ist “karotte”, es ist keilförmig. WLAN heißt “discworld”“
  • „Wie wäre es mit Galaxien des Perryversums. Da gibt‘s ne Menge davon.“
  • „Systemlords waren bei mir bisher immer genug da. Und die Domäne war damit dann auch schon geklärt.“

Aber klar, dass das für mich nicht zur Debatte stand. Die richtige Idee hatte ich allerdings noch immer nicht. Doch zum Glück ist auf meine Follower Verlass…

Gastronomie

Unendliche Weiten erschließt die Welt der Speisen und Getränke. Zu Zeiten hatte ich sehr viele Macintoshs und Apples – vom SE30 bis hin zum MacBook Pro – und diese hatte ich nach Apfelsorten benannt (boskoop, grannysmith, goldendelicious,…), was nun aber zugegebenermaßen auch nicht den Gipfel der Kreativität bildet. Finnische Alkoholika, so sagte man mir, seien als Hostnamen überaus geeignet (siideri, minttu, salmiakki, …), genau wie finnische Biersorten (lapinkulta, jouloolut, olvi, …). Doch warum sich auf finnische beschränken: Gin, Whisky, Absinth, Bier – wie gesagt, unendliche Weiten. Eine relativ drastische (und offenbar recht verbreitete) Vorgehensweise ist es, Fastfood heranzuziehen: den Kisten Burger-Namen zu verpassen, sich an Pizza zu orientieren („der Laptop ist calzone, weil *klapp*“ ?) – ich glaube aber nicht, dass ich an einem Host namens chilicheese, sahnetorte oder schwarzwaelderforelle etwas zustande bringen würde wenn ich ehrlich bin.

Nicht ganz so Alltägliches

Wenden wir uns dem letzten Part zu: die etwas abgedrehteren Ideen, die vielleicht auch nicht mehr ganz so sozialkompatibel sind wie bisweilen erforderlich. Faszinierend fand ich beispielsweise das Namensschema „Minnesänger“ – wär ich nicht drauf gekommen. Erscheint mir aber auch ein wenig umständlich (ping dermoenchvonsalzburg?). Sehr gut gefällt mir der lächerlich offensichtliche Ansatz, einfach das Naheliegendste (im wortwörtlichen Sinne) zu nutzen: das, was gerade vor einem steht (legopferd), was man jetzt gerade isst (streuselkuchen) oder trinkt (teemitmilch); was einem durch den Kopf geht (feierabend) oder man sich gerade sehr wünscht (lottogewinn).

Fies ist der Ansatz, sich an Krankheiten (magendarminfekt) im Allgemeinen und an Geschlechtskrankheiten (zytomegalie) im Besonderen entlang zu hangeln; wer will schon vaginose im Monitoring sehen, sich die Statistiken von hammerzeh reinziehen oder ein Restore von herpes initiieren? Ich jedenfalls nicht. Hostnamen nach Stellungen in Anlehnung an Yoga, Kamasutra, wie wär’s? Begeistert hat mich die Idee, die Gruseligkeiten des Chantalismus einzubauen und den Hosts Kindernamen zu verpassen. Plötzlich ist kevin dann DOWN, matt-eagle ist UNREACHABLE und shanna-lillian-melody-sunshine im Wartungsmodus – schaut euch diese Sammlung an, die ist erstaunlich umfassend. Produktiv in Betrieb ist bei uns auch der Host larry (mit dem Usernamen lauch, versteht sich), und auch Grässlichkeiten wie ibims1server wurden bereits gesichtet – hier ein Einstieg in die Thematik.

Na, war die Idee in die richtige Richtung nun dabei? Alles nicht so einfach… Als letzten Tipp noch diese Webseite, und wenn ihr dann immer noch nicht fündig seid – also dann weiß ich halt einfach auch nicht.


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