Kamerad oder Spielzeug - Auf Brautschau
Hier nun das Kapitel „Auf Brautschau“ aus der Informationsbroschüre „Kamerad oder Spielzeug?“. Zur Moralkeule gesellt sich so langsam Jesus Christus… Die übrigen Kapitel findest du hier.
Wer mit siebzehn Jahren noch keine Braut hat, der ist rückständig. Überhaupt ein ganz merkwürdiges Unikum. Ich kann mir nicht vorstellen, wie er sich den langweiligen Sonntag vertreibt. Dann setzt sich unsereiner mit seiner Braut von mittags um drei bis abends ins Kino. Und dann überlegt man mit seinem Bräutchen, was es daheim den Eltern vorlügen soll. Wenn es zu Hause trotzdem eine Tracht Prügel absetzt, so kann man beileibe nichts daran ändern und man spürt selber nicht das geringste davon. Jawohl. Aber wie kommt man an so ein feines Bräutchen? Man geht vier Sonntage lang hintereinander auf Brautschau. In Faltenhemd und gebügelter Hose. Und wandelt in diesem Aufzug stundenlang durch die Stadt. Man spricht hochdeutsch. Dann werden sich schon einige Mädelchen einstellen. In Knieröckchen und fleischfarbigen Strümpfen. Und dann rennt man zum Kino. Schüttet sein gesamtes Sonntagsgeld auf den Kaffeetisch. So bekommt man eine Braut! Demnächst lässt du dir mal einen neuen Anzug machen. In schwarz. Kaufst dir zwei oder drei blutrote Rosen. Und rennst damit zu deiner zukünftigen Schwiegermutter. Und dann, dann ist die Sache perfekt!
Wer so denkt und redet, der ist ein Lump. Für ihn ist ein Mädchen nur so eine Art Spielzeug, das man aufdrehen und eventuell sogar kaputt machen darf. Vielleicht weiß er es nicht, dass er sich selbst und ein anderes Menschenkind belügt und betrügt! Wie kann er es wagen, mit einem Mädchen zu spielen, mit einem lebendigen Menschenkind seinen Sport zu betreiben! Wie kann er es wagen, ein lebendiges Menschenkind gleichsam für sich zu beschlagnahmen, seiner gemeinen Ichsucht es preiszugeben! Wenn du auf Brautschau gehst, so brauchst du nicht unbedingt eine gebügelte Hose und ein Faltenhemd anzuziehen. Denn die besten Pferde, die findet man ja doch nur im Stall. Und da braucht man wohl kaum geschniegelt und gestriegelt heranzukommen. – Und schau nicht bloß auf die äußere Schönheit. Auf die modernen Kleider. Beobachte ein Mädchen nicht nur auf dem Tanzboden. Sondern besehe sie dir im Kreise ihrer Familie. Wie sie sich gegen ihre Mutter benimmt, gegen den Vater, die Geschwister. Wahrscheinlich wird sie sich später so ähnlich auch gegen dich benehmen.
Auf Brautschau gehen, das heißt zunächst mich sich zu Rate gehen, das heißt den Teufel der Ichsucht bekämpfen, im eigenen Herzen für ein anderes Herz Raum schaffen. Du musst dich innerlich gründlich durchforschen, an deinem Innern unermüdlich schaffen, dich inwendig auf die Braut vorbereiten. Das geht nicht von heute auf morgen. Da heißt es tagtäglich an sich selbst herumarbeiten, monate- und jahrelang sich anstrengen, von Grund auf sich ehrlich bemühen, die Ichsucht zu zerschlagen, um in Wahrheit das erste und höchste Gebot Jesu Christi zu erfüllen: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Und wenn du hierzu bereit bist, dann frage dich, ob du imstande bist, eine Familie zu ernähren, ob du genug verdienst, ob du tüchtig und hart genug dazu bist, dem Mädchen ein sicherer und liebevoller Führer zu sein. Denn man redet nicht umsonst vom schwachen Geschlecht. In dir sucht das Mädchen einen festen Halt, einen männlichen Beschützer, auch dann, wenn es dies selbst nicht einmal weiß. Beim Heiraten handelt es sich zunächst um das Geben und nicht um das Nehmen. Denn die Ehe ist kein Geschäft. Wer im Braustand oder sogar in der Ehe wie ein moderner Kommunist von seinem Mitmenschen nur immer verlangt und fordert, selber aber durchaus nichts zu geben hat und nichts geben will, der fällt fast immer bis über die Ohren herein. Er benimmt sich wie ein Mietling. Er schlägt gleichsam in einem frisch aufgeforsteten Wäldchen die jungen Triebe ab und die kleinen Tännchen. Und macht alles zu Brandholz. Auf Brautschau gehen, das heißt für ihn vielleicht nur Wildern und Raubbau betreiben.
Auf Gottes weiter Welt lebt vielleicht jetzt schon irgendwo ein Mädchen, das du einmal deine Braut nennen, das du an die Stufen des Altares hinführen wirst. Diesem Mädchen sollst du das Gute, Edle, das Heilige, das in dir lebt, entgegenbringen. Und so musst du das Heilige in dir schützen und bewahren, die Ichsucht in dir ersticken, dein Inneres erleuchten und heiligen mit dem Licht und der Liebe Jesu Christi. Dann magst du hingehen, um mit diesem Licht so lange zu suchen, bis du die Gefährtin, die deiner wartet, gefunden hast. Und dann magst du Hochzeit halten mit ihr, denn dann seid ihr zwei verbunden im Namen Jesu Christi. Es schlagen die Flammen reiner Liebe zusammen, und es brennt das heilige Feuer, das nie auf eurem Herde erlöschen darf. Christus aber bleibt immer bei euch, wenn ihr so ein seinem Namen zusammen seid.
Hintergrundbild: 600x 833px, Bild genauer anschauen – © Marianne Spiller – Alle Rechte vorbehalten